„Der Ausbildungsmarkt hat an Attraktivität verloren,“ war die zentrale Aussage von BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser anlässlich der Veröffentlichung des Jahresberichts 2022 des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). Erforderlich sei, so Esser, die Förderung eines „gesamtgesellschaftlichen Verständnisses zur Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung.“ Der BIBB-Jahresbericht gibt einen Überblick über die Entwicklungen auf dem Ausbildungsmarkt. Weitere Schwerpunkte sind die Modernisierung von Ausbildungsordnungen und Fortbildungsregelungen, die Unterstützung des betrieblichen Ausbildungspersonals u.a.m.
Den Blick junger Menschen auf den Ausbildungsmarkt hat die Bertelsmann Stiftung in einer repräsentativen Befragung erfasst („Ausbildungsperspektiven nach Corona“): 41 Prozent der 14- bis 25-jährigen streben eine Ausbildung an, weitere 34 Prozent sind noch unentschieden. Damit ist für drei Viertel der Befragten die Aufnahme einer Ausbildung zumindest eine Option. Jeder Vierte hat jedoch den Eindruck, dass es zu wenig Ausbildungsplätze gibt. Insbesondere Jugendliche mit niedriger Schulbildung machen sich Sorgen um ihre Ausbildungschancen. Und 55 Prozent der Befragten gaben zudem an, dass es ihnen schwerfällt sich in der Fülle der Informationen zurechtzufinden. Sie wünschen sich mehr Hilfestellung bei der Planung ihrer beruflichen Zukunft.
Insgesamt spitzt sich die Situation auf dem Ausbildungsmarkt laut Berufsbildungsbericht des Bundesministeriums für Bildung und Forschung weiter zu: 68.868 Ausbildungsplätze blieben 2022 unbesetzt, gleichzeitig blieben 60.400 Bewerber:innen ohne Ausbildungsplatz. Differenziert nach Schulabschlüssen wird das Bild noch dramatischer: Über ein Drittel der jungen Menschen mit Hauptschulabschluss zwischen 20 und 34 Jahren haben keinen Berufsabschluss, bei denjenigen ohne Hauptschulabschluss sind es sogar drei Viertel.
